Der Schlaf ist ein überlebenswichtiges Stand-by-Programm. Während des Schlafens lädt der Körper seinen Akku auf. Der Organismus wechselt in dieser Zeit vom Hochleistungslevel zum Ruheniveau, damit er sich von den Alltagsbelastungen erholen kann.
Während des Schlafens läuft das Regenerationsprogramm des Körpers zu Hochformen auf. Dabei werden komplexe Vorgänge abgespult, mit dem Ziel, dass die körperliche und geistige Gesundheit erhalten bleibt. Diese Prozesse bleiben von den schlafenden Personen unbemerkt. Umso spannender ist es, einmal genauer hinzuschauen. Hier erfahren Sie, was es mit den nächtlichen Wartungsarbeiten auf sich hat.
Die Bedeutung von Schlaf
Viele Menschen haben schon mal Nächte – ob freiwillig oder notgedrungen – durchgemacht. Dabei sind sich aber nur die Wenigsten darüber im Klaren, was für gravierende Folgen der Schlafentzug für sie haben kann.
Fakt ist: Zwischen dem Schlaf und der Gesundheit gibt es einen engen Zusammenhang. Das bedeutet, dass sich ein Schlafmangel in zahlreichen Beeinträchtigungen äußern kann. Demgegenüber können ausgeruhte Personen von einem guten Allgemeinbefinden profitieren.
Die nachfolgende Übersicht zeigt auf, welche konkreten Auswirkungen mit gutem und schlechtem Schlaf verbunden sind.
Gehirn
Das Gehirn muss tagsüber Hochleistungen erbringen. Es verarbeitet Sinneseindrücke, bewertet Informationen und sendet die entsprechenden Reize an die Zuständigkeitsbereiche des Körpers aus. Während der Wachsphasen gibt es keinen Moment, indem das Denkorgan zur Ruhe kommen kann, weil es kontinuierlich mit den situativen Gegebenheiten umgehen muss.
Welche Infos wandern in den Langezeitspeicher?
Nach rund 16 Stunden ist das Gehirn dann an seinem Leistungslimit angekommen. Nun signalisiert es dem Körper, dass es eine Ruhephase braucht. Diese ist nötig, damit sich die Nervenzellen regenerieren können, sodass der Denkapparat am nächsten Tag wieder zuverlässig funktionieren kann. Außerdem entscheidet das Gehirn über Nacht, ob neues Wissen gelöscht werden kann, oder ob es in den Langzeitspeicher verschoben werden soll.
Das Gehirn fährt sich selbst herunter
Praktischerweise sorgt das Gehirn selbst dafür, dass es regelmäßig herunterfahren kann.
Sobald es dunkel wird, beginnt die Zirbeldrüse mit der Melatonin-Produktion. Melatonin ist ein Hormon, das den Körper müden werden lässt.
Auch das Stammhirn signalisiert dem Organismus, dass er das Aktivitätslevel herunterfahren soll.
Während des Schlafens wechselt dann auch der Thalamus in den Stand-by. Dieses Hirnareal ist tagsüber für den Empfang und den Transfer von Reizen verantwortlich. Da diese Tätigkeit die nächtliche Erholung jedoch stören würde, wird diese Aufgabe beim Schlafen weitestgehend eingestellt. Nur in der REM-Schlafphase werden vereinzelte Außeneinflüsse wieder wahrgenommen.
Guter Schlaf ist also nicht nur ein passiver Schlummerzustand, sondern übernimmt eine Kernfunktion.
Demgegenüber kann schlechter Schlaf die Erholungsmechanismen des Gehirns massiv durcheinander bringen. Schlimmstenfalls kann es sogar zu degenerativen Erkrankungen des Nervensystems, Parkinson, Demenz oder Alzheimer kommen. Das Risiko für diese Krankheiten hängt von der Dauer der Schlafstörungen ab und steigt in Abhängigkeit dazu, wie viele Tiefschlafphasen von dem Schlafmangel betroffen sind.
Immunsystem
Schlaf ist die mächtigste Waffe, die der Körper im Kampf gegen schädliche Keime hat. Während der nächtlichen Ruhe werden Abwehrstoffe freigesetzt. Dadurch wird das Immunsystem auf Vordermann gebracht.
Auch im Zusammenhang mit Impfungen ist diese Reaktion festzustellen. Personen, die nach einer Impfung ein gutes Schlaferlebnis haben, können mehr Antikörper als die Vergleichspersonen produzieren.
Ein weiterer Vorteil erholsamen Schlafes ist die Tatsache, dass die tiefe Ruhe das „immunologische Gedächtnis“ stärken kann. Das Gedächtnis der Immunabwehr speichert Informationen über die verschiedenen Erregertypen ab, um bei einer erneuten Erkrankung schneller reagieren zu können.
Positive Effekte nur durch die Tiefschlafphasen
All diese positiven Effekte entfaltet der Schlaf aber nur, wenn er die Tiefschlafphase erreicht und erholsam ist.
Im Gegensatz dazu kann ein Schlafmangel zu einer erhöhten Krankheitsrate führen. Auch das Krebsrisiko kann steigen, weil im Körper bereits nach einer einzigen schlechten Nacht weniger „natürliche Killerzellen“ vorhanden sind.
Regeneration
Der Schlaf ist eine faszinierende Erfindung der Natur, währenddessen der Körper quasi vollautomatisch gewartet wird. Insbesondere in den ersten Stunden kurbelt der Körper die Produktion der Wachstumshormone an, was unter anderem bei der Regeneration der Knochen, der Organe und der Muskeln hilft. Außerdem nutzt der Organismus den Schlaf, um die Wundheilung voranzubringen. Auch die Blutgefäße durchlaufen in dieser Zeit eine Art Reinigungsprogramm.
Im Umkehrschluss bedeutet dass, dass sich der Körper eines schlechten Schläfers nicht so schnell genesen und sich schlechter von Schadstoffen befreien kann. Außerdem kann ein Schlafmangel dazu führen, dass die Wundheilung verlangsamt ist.
Herz-Kreislauf-System
Schlaf wirkt sich positiv auf das Herz und den Blutdruck aus. Das hängt damit zusammen, dass der Blutdruck – ganz besonders in der Tiefschlafphase – sinkt und sich der Ruhepuls halbieren kann.
Bei einem Schlafmangel hingegen steigen sowohl Blutdruck als auch Herzfrequenz. Das bedeutet, dass der Körper bei Schlafentzug ähnlich wie auf eine Gefahrenlage reagiert. Auf lange Sicht kann ein Schlafdefizit deshalb zu ernsten Erkrankungen, wie Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Gefäßverkalkungen, Herzinfarkten und Schlaganfällen führen.
Stoffwechsel
Der Stoffwechsel ist ein komplexes System, das vom Schlaf besonders stark beeinflusst wird.
Während der Nacht – insbesondere in den ersten Stunden – läuft der Stoffwechsel zu Höchstformen auf. Proteine werden gebildet und die Energiereserven aufgefüllt.
Auch der Abtransport von Stoffwechselabbauprodukten (beispielsweise im Gehirn oder in den Nieren) findet überwiegend in den Nächten statt.
Wichtig ist Schlaf auch für den Blutzuckerspiegel und den Hormonhaushalt
Abgesehen davon ist der Schlaf wichtig, damit sich der Blutzuckerspiegel regulieren kann. Studien haben ergeben, dass es bei dauerhaften Schlafstörungen zu einer Insulinresistenz und damit zu Diabetes Typ 2 kommen kann.
Aber auch die anderen Hormone werden aus dem Takt gebracht. In der Folge ist es möglich, dass der Fettabbau behindert wird. Das wiederum kann eine Gewichtszunahme begünstigen. Auch die Kombination aus nächtlichem Hunger und Tagesmüdigkeit kann in Übergewicht zum Ausdruck kommen. Kurz gesagt: Ein Schlafmangel erhöht das Risiko für Adipositas.
Optische Aspekte
Schlaf wirkt nicht nur im Inneren, sondern auch auf das äußere Erscheinungsbild. Die Wissenschaft hat bereits ergeben, dass ein ausgeschlafener Mensch einen gesunden und attraktiven Eindruck macht.
Demgegenüber sind die Alterssymptome bei einem Schlafdefizit stärker ausgeprägt. Das bedeutet, dass der Alterungsprozess bei längerfristigen Schlafstörungen (unter anderem aufgrund höherer Cortisolwerte und einer verminderten Glucosetoleranz) schneller als bei ausgeruhten Personen vonstattengeht.
Konzentrationsfähigkeit
Schlaf ist die Grundlage der körperlichen und mentalen Leistungsfähigkeit. In der Nacht setzt sich das Gehirn erneut mit den Erkenntnissen des Tages auseinander und entscheidet dann, welches Wissen vom Zwischenspeicher in das Langzeitgedächtnis übertragen wird. In der Tiefschlafphase wird das neu erlernte Wissen also verinnerlicht.
Bereits eine einzige durchwachsene Nacht kann dazu führen, dass dieser Mechanismus aus dem Gleichgewicht gerät. Das äußert sich zum Beispiel darin, dass sich der Betroffene am Folgetag schlechter erinnern und konzentrieren kann.
Auch die Psyche ist weniger anfällig für Krankheiten wie Burn-out und Depressionen, wenn die Nacht erholsam war. Das hängt damit zusammen, dass das Stresslevel durch den Abbau der Stresshormone über Nacht beträchtlich sinken kann.
Und auch die Verarbeitung emotionaler Erlebnisse findet in den Träumen statt. Im Umkehrschluss kann das bedeuten, dass der Betroffene seine Emotionen ohne ausreichend Schlaf schlechter bewältigen und regulieren kann.